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Wusstest Du, dass seit der ersten erfolgreichen künstlichen Befruchtung schon mehr als acht Millionen Babys über diesen Weg geboren wurden? 2019 sind in Deutschland alleine 21.588 Babys geboren, die durch eine künstliche Befruchtung entstanden sind. In diesem Artikel erfährst Du, welche Methoden es gibt, wie der Ablauf einer künstlichen Befruchtung aussieht und welche Voraussetzungen wichtig sind.
Welche Methoden für die künstliche Befruchtung gibt es?
Als künstliche Befruchtung, auch assistierte Reproduktion genannt, werden verschiedene Methoden der Reproduktionsmedizin bezeichnet, die bei einer Kinderwunschbehandlung angewandt werden. Im Grunde gibt es vier Methoden, zwischen denen unterschieden wird. Wie der Name es aber schon bereits verrät, haben sie alle eins gemeinsam: Die Befruchtung erfolgt über künstlichem Weg, also nicht über die natürliche Fortpflanzung.
Insemination
Bei dieser Methode werden die Samen des Mannes mithilfe einer Spritze entweder in die Gebärmutter (intrauterin), den Gebärmutterhals (intrazervikal) oder in den Eileiter (intratubar) übertragen. Alternativ wird dafür auch ein weicher Katheter genutzt. Dafür muss der Frau also keine Eizelle entnommen werden und die Spermien müssen nach der Samenübertragung selbstständig die Eizelle befruchten.
Diese künstliche Befruchtung wird meistens eingesetzt, wenn auf männlicher Seite zu wenig oder zu minderwertige Spermien vorhanden sind. Das Verfahren wird auch dann angewendet, wenn aufgrund von Störungen im Gebärmutterhals die natürliche Befruchtung erschwert wird.
In-Vitro-Fertilisation (IVF)
Das Wort „In-Vitro-Fertilisation” beschreibt das Verfahren bereits ziemlich genau: „In vitro” bedeutet „im Glas”. Genauer gesagt, im Reagenzglas. Hier werden befruchtungsfähige Eizellen mit den Samenzellen zusammengeführt. Im Anschluss werden die Eizellen der Frau wieder eingesetzt — hier ist die Anzahl der befruchteten Eizellen allerdings auf drei pro Zyklus eingeschränkt. Damit reife Eizellen zur Verfügung stehen, durchläuft die Frau in der Regel vorher eine spezielle Hormontherapie.
Du möchtest noch mehr zur IVF-Behandlung lesen? Hier geht es zum Blogartikel >>IVF und Kinderwunsch: Ablauf, Kosten und Chancen.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (kurz: ICSI) ähnelt der IVF-Methode. Hierbei wird eine Samenzelle direkt in die Eizelle eingeführt. Das findet außerhalb des Körpers statt. Nach wenigen Tagen des Heranreifens wird das Embryo in die Gebärmutter überführt. Die künstliche Befruchtung über ICSI wird von Reproduktionsmediziner:innen besonders dann vorgenommen, wenn das Sperma des Mannes zu wenig Samenzellen aufweist. Doch auch wenn bei der Frau Fruchtbarkeitsstörungen bestehen, wie etwa ein Eileiterverschluss, ist das Verfahren eine Möglichkeit, um doch noch den Kinderwunsch zu erfüllen.
Wenn Du noch mehr über ICSI wissen möchtest, schau im passenden Blogartikel vorbei! >>ICSI und Kinderwunsch: Ablauf, Kosten und Chancen.
Intratubarer Gametentransfer (GIFT)
Weniger bekannt ist der intratubarer Gametentransfer — kurz GIFT. Dieses Verfahren findet Anwendung, wenn man den Grund für die Unfruchtbarkeit nicht genau bestimmen kann. Hierbei werden die Eizellen über eine Bauchspiegelung entnommen. Zusammen mit entnommenen Samenzellen des Partners werden diese im Anschluss in einen oder auch in beide Eileiter eingeführt. Das geschieht entweder über die Bauchdecke oder über einen Katheter, der durch den Muttermund führt. Sind Eizellen und Spermien zusammen in den Eileiter transferiert, findet die Befruchtung natürlich statt. Wie bei dem natürlichen Wege auch, wandert die befruchtete Eizelle idealerweise in die Gebärmutter zum Einnisten.
Die GIFT-Methode wird allerdings heutzutage nicht mehr so häufig wie früher angewandt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Es besteht das erhöhte Risiko einer Eileiterschwangerschaft, Erfolg hat das Prozedere bei etwa 20 Prozent der Behandlungen (was nicht mehr oder weniger bei anderen Methoden ist) und das Risiko einer Vollnarkose, unter welcher die Bauchspiegelung durchgeführt werden muss, ist zu beachten.
Auch bei einer künstlichen Befruchtung Kinderwunschvitamine nicht vergessen!
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Wie läuft der Prozess einer Kinderwunschbehandlung ab?
Natürlich lässt sich nicht pauschal sagen, wie der Ablauf einer künstlichen Befruchtung aussieht. Das ist schließlich abhängig von den Ursachen und auch der gewählten Methode. Zu Beginn steht aber immer erst einmal die Diagnose, bei der die ärztliche Fachperson Dich eingehend untersucht und entscheidet, welches Prozedere für Euch am besten geeignet ist. In der Regel erfolgen danach diese Schritte (egal, bei welcher Methode):
Samenzellengewinnung, hormonelle Stimulationsbehandlung und Eizellentnahme:
Im ersten Schritt werden dem Mann Samenzellen entnommen. Das erfolgt entweder über Masturbation oder über eine operative Entnahme aus den Hoden oder den Nebenhoden. Welcher Weg gewählt wird, ist immer im Einzelfall zu entscheiden. Bei der Frau wird die Eizellentnahme zunächst vorbereitet. Dafür wird eine Hormontherapie durchgeführt, sodass bei der Entnahme reife Eizellen zur Verfügung stehen. Anschließend können sie entnommen werden, insofern eine Befruchtung außerhalb des Körpers stattfinden soll. Es gibt auch die Möglichkeit, unreife Eizellen zu entnehmen, die dann im Reagenzglas heranreifen. Das nennt man In-Vitro-Maturation (IVM).Embryonentransfer:
Ist der erste Schritt vollbracht und die Eizellen wurden außerhalb des Körpers befruchtet, gilt es nun, den Embryo in die Gebärmutter zurückzusetzen. Das geschieht meistens innerhalb von drei Tagen, der genaue Zeitpunkt für das Einsetzen ist allerdings auch individuell zu betrachten.
Wie häufig kann man sich künstlich befruchten lassen?
Wie oft man eine künstliche Befruchtung probieren darf, ist natürlich abhängig von den medizinischen Möglichkeiten. Auch die Krankenkassen haben ein Wort mitzureden, denn ab einer bestimmen Anzahl an Versuchen bezuschussen sie die Behandlung nicht mehr. Bei einer Insemination darf es acht Versuche geben, wird die Frau hormonell behandelt allerdings nur drei. Bei IVF sind drei Versuche möglich, bei ICSI ebenso.
Für wen ist eine künstliche Befruchtung geeignet?
Eine künstliche Befruchtung kann eine große Chance für Paare darstellen, die mit Fruchtbarkeitsstörungen zu kämpfen haben. Das ist unabhängig davon, ob der Mann, die Frau oder beide betroffen sind. Die künstliche Befruchtung in Deutschland hat viele Voraussetzungen, damit man für die Kinderwunschbehandlung zugelassen wird. Diese sind:
- ein klarer medizinischer Grund für die Behandlung,
- eine vorher abgehaltene Pflichtberatung zur künstlichen Befruchtung,
- ein HIV-Test,
- eine Röteln- und Windpockenimpfung.
Nicht verpflichtend, aber empfohlen werden zusätzliche Tests auf Toxoplasmose, Chlamydien und Hepatitis.
Doch nicht nur heterosexuellen Paaren kann so geholfen werden: Auch lesbische Paare können sich in Deutschland einen Kinderwunsch erfüllen. Dafür müssen sie neben den üblichen Voraussetzungen auch verheiratet sein und einem Behandlungsvertrag zustimmen. Dieser hält Rahmenbedingungen für die Unterhaltszahlung und eine Adoption durch die nicht-austragende Mutter fest.
Alleinlebende Frauen haben es jedoch schwerer. Ohne Partner ist es komplizierter, aber nicht gänzlich unmöglich, sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen. Das liegt an der rechtlichen Lage in Deutschland. Du kannst Dich aber am besten in einem Kinderwunschzentrum beraten lassen, wenn Du eine künstliche Befruchtung ohne einen Mann an Deiner Seite in Betracht ziehst.
Was kostet eine Kinderwunschbehandlung?
Die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung unterscheiden sich je nach Methode, Krankenkasse und Bundesland. Die Preise für eine künstliche Befruchtung können zwischen 1800 und 10.000 Euro schwanken. Denn neben der Behandlung kommen oft noch Kosten für Medikamente hinzu, die teuer sind.
Es gibt aber Wege, um einen Teil der Kosten für die Kinderwunschbehandlung zurückerstattet zu bekommen. Da es viele Informationen dazu gibt, haben wir Dir die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Gesetzlich Versicherte können etwa die Hälfte der Kosten für eine künstliche Befruchtung von der Krankenkasse gezahlt bekommen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das ist zum Beispiel eine bestehende Ehe.
- Es gibt einen Extrazuschuss bei vielen Krankenkassen. Aber auch das ist individuell mit der jeweiligen Krankenkasse zu klären. Lass Dich am besten von Deiner Krankenkasse dazu beraten.
- Auch der Bund bzw. die Bundesländer können Paare finanziell bei der Kinderwunschbehandlung unterstützen. Dafür müssen entsprechende Anträge gestellt werden. Im besten Fall werden nochmals bis zu 50 Prozent der Kosten für die Behandlung übernommen.
- Besonderer Tipp: Eine künstliche Befruchtung kann oft als außergewöhnliche Belastung steuerlich abgesetzt werden. Wichtig dafür ist, dass die Behandlung nach Grundlage des Embryonenschutzgesetzes Deutschlands erfolgte.
Bekommen auch homosexuelle Paare finanzielle Hilfen?
Unverheiratete Paare erhalten keine Zuschüsse von den Krankenkassen für eine künstliche Befruchtung. Das gilt auch für lesbische Paare — mit Ausnahme in Berlin und Rheinland-Pfalz. Du bemerkst, es gibt viele verschiedene Regeln und die Kostenfrage ist immer individuell nach Behandlungsart und weiteren Umständen zu beantworten.
Checkliste: Chancen und Risiken einer künstlichen Befruchtung
Es liegt auf der Hand: Der größte Vorteil einer Kinderwunschbehandlung ist natürlich die Chance darauf, trotz körperlicher Komplikationen ein Baby zu bekommen. Das ist selbstverständlich das größte Glück für alle ungewollt kinderlosen Paare. Dennoch gibt es Risiken, die mit einer künstlichen Befruchtung einhergehen. Wir haben Euch die Chancen und Risiken kurz gegenübergestellt:
Chancen:
+ Kinderwunsch wird trotz Fruchtbarkeitsstörung, Krankheiten oder homosexueller Partnerschaft erfüllt
+ rund 20 Prozent aller künstlichen Befruchtungen haben Erfolg
+ es gibt Möglichkeiten, bei den Kosten finanziell unterstützt zu werden
Risiken:
– gesundheitliche Schwierigkeiten sind möglich: Überstimulationssyndrom, bakterielle Infektion; durch die Punktion können Verletzungen an Blase, Darm und Blutgefäßen auftreten
– Fehlgeburten-Rate ist leicht erhöht
– Mehrlingsschwangerschaft möglich: Besonders bei Zwillingen kommt es zu Komplikationen, wie Frühgeburten oder einer Geburt per Kaiserschnitt
– die psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen
Lasst Euch in jedem Fall eingehend von einer Fachperson über Risiken und Chancen der künstlichen Befruchtung aufklären. So seid Ihr sicher gut vorbereitet, egal, welche Entscheidung Ihr für Euch treffen möchtet.
FAQ: Weitere Fragen zur künstlichen Befruchtung
Ist eine künstliche Befruchtung eine Risikoschwangerschaft?
Eine künstliche Befruchtung bedeutet nicht automatisch, dass eine Risikoschwangerschaft folgt. Eine australische Studie hat allerdings herausgefunden, dass das Risiko für eine Fehlgeburt nach einer künstlichen Befruchtung fast doppelt so hoch ist wie nach einer natürlichen Befruchtung. Aber es gibt grundsätzlich keine signifikanten Hinweise darauf, dass eine künstliche Befruchtung prinzipiell als Risikoschwangerschaft einzustufen ist.
Ist In-Vitro schmerzhaft?
Die allermeisten Frauen erleben die In-Vitro-Fertilisation als nicht schmerzhaft. Der dünne, biegsame Schlauch, der in die Scheide eingeführt wird, wird meistens kaum bis gar nicht bemerkt. Dennoch ist das immer abhängig vom persönlichen Schmerzempfinden.
Kann man bei künstlicher Befruchtung das Geschlecht beeinflussen?
Du kannst Dir in Deutschland bislang nicht vorher aussuchen, ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge werden soll. In manchen Ländern, wie den USA, geht das bereits — sofern eine Erbkrankheit vorliegt, die mit einem Geschlecht zusammenhängt. Dann können Reproduktionsmediziner:innen über ein spezielles Verfahren bestimmen, welches Geschlecht aus der Vereinigung von Eizelle und Samenzelle entstehen soll. Dazu werden die Spermien nach X- und Y-Chromosomen sortiert.
Welche künstliche Befruchtung am erfolgreichsten?
Laut des D-I-R-Jahrbuchs des IVF-Verbandes sind im Jahr 2019 in Deutschland 19,9 Prozent aller IVF-Behandlungen und 18,8 Prozent aller ICSI-Behandlungen mit einer Geburt beendet worden. Es handelt sich also lediglich um Nuancen, die den Erfolg einer IVF und einer ICSI unterscheiden.
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