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Wenn Du Dich über Fruchtbarkeit, Kinderwunsch und Einfrieren von Eizellen informierst, bist Du wahrscheinlich schon über ein bestimmtes Wort gestolpert. Die Rede ist vom Anti-Müller-Hormon (AMH). Es gibt Auskunft über die Menge an Eizellen, die eine Frau besitzt. Was dieser Wert genau aussagt und wie er Dir möglicherweise bei der Entscheidung für das Einfrieren von Eizellen weiterhelfen kann, erfährst Du in diesem Blogartikel.
Was ist das Anti-Müller-Hormon?
Das Anti-Müller-Hormon ist aus gleich zwei Gründen ein wichtiges Hormon: Zum einen ist es ein Indikator dafür, wie viele Eizellen Du besitzt, und zum anderen ist es für die Entwicklung des Embryos von Bedeutung. Der Name ist übrigens an den Anatom Johannes Peter Müller angelegt, der die Müller-Gänge beim Embryo beschrieben hat.
Bei Frauen
Das AMH und Fruchtbarkeit hängen deshalb zusammen, weil AMH in den Granulosazellen der Follikel in den Eierstöcken produziert werden. Das bedeutet, es ist unmittelbar mit den Eizellen „verbunden”. Ermittelt man den AMH-Wert im Blut, kann man also abschätzen, wie viele Eizellen Du noch zur Verfügung hast. Der AMH-Wert verändert sich natürlicherweise über den Verlauf des Lebens.
Wichtig: Die Menge der Anti-Müller-Hormone sagt nichts direkt darüber aus, ob Du fruchtbar bist oder nicht. Aber es hilft Dir und Deinen behandelnden Reproduktionsmediziner:innen bei einem bestehenden Kinderwunsch dabei, wie es um Deine Chancen steht und ob vielleicht Social Freezing für Dich in Frage käme.
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Bei Männern
Nicht nur bei Frauen wird der AMH-Wert ermittelt, um mehr Aufschluss über die Fruchtbarkeit zu erhalten. Wenn der Grund für eine Unfruchtbarkeit (Infertilität) untersucht wird oder man der Ursache für das Fehlen von Spermien auf den Grund gehen möchte, wird ebenso das Anti-Müller-Hormon und dessen Menge überprüft.
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Bei Embryos
Das Anti-Müller-Hormon hat auch für ein noch ungeborenes Baby eine maßgebliche Funktion: Es dirigiert die Trennung der Geschlechtsorgane zwischen der achten und elften Schwangerschaftswoche. Bei einem Jungen bilden sich die sogenannten Müller-Gänge zurück, sodass später ein Penis und Hoden entstehen können, während bei einem Mädchen die Müller-Gänge fortbestehen und sich hieraus Gebärmutter, Eileiter und Vagina heranbilden.
AMH Werte: Was bedeuten sie?
Über den Zyklus hinweg kann eine AMH-Wert-Untersuchung unterschiedliche Ergebnisse zu Tage fördern. Zum Beispiel kann es sein, dass der Wert vor der Periode, also nach dem Eisprung, niedriger ist als nach der Periode.
Wird eine Blutanalyse zum Anti-Müller-Hormon durchgeführt, werden die möglichen Werte in verschiedenen Kategorien gestaffelt:
- Normalwert: Die Anti-Müller-Hormon Normwerte schwanken bei fruchtbaren Frauen zwischen 18 und 30 Jahren zwischen einem und fünf Nanogramm pro Milliliter Blut. Ein normaler AMH-Wert ist aber noch kein eindeutiges Indiz dafür, dass Du unbeschränkt fruchtbar bist. Es gibt Dir lediglich Aufschluss über Dein Eizell-Reservoire, nicht aber über die Qualität der Eizellen. Es ist also wichtig, das Ergebnis im Verhältnis mit anderen Untersuchungen im Blick zu behalten.
- Zu hoch: Ein AMH-Wert, der über fünf Nanogramm pro Milliliter Blut liegt, zeigt, dass mehr Eizellen vorhanden sind, als es für Dein Alter zu erwarten ist. Zudem kann es ein Hinweis auf ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO) sein. Die Störung betrifft etwa fünf bis zehn Prozent der gebärfähigen Frauen auf der Welt. Aber: Nicht alle Frauen mit PCO haben einen hohen AMH-Wert! Wir haben bereits in einem Blogartikel ausführlich zu dem Thema PCO und Kinderwunsch berichtet >> PCO-Syndrom und Kinderwunsch: Schwanger werden mit PCOS.
- Zu niedrig: Befindet sich der AMH-Wert unter dem Normwert der oben beschriebenen Altersklasse, weist das auf eine geringere Anzahl an Eizellen hin, die stimulierbar sind. Es ist davon auszugehen, dass ovarielle Funktion in einem solchen Fall beschränkt ist. Das heißt aber nicht, dass Du unfruchtbar bist. Du kannst mit einem niedrigen AMH-Wert trotzdem schwanger werden. Er gibt nur einen Hinweis darauf, dass weniger Eizellen vorhanden sind und somit Dein Reproduktionsfenster möglicherweise kleiner ausfällt.
- Veränderungen im Alter: Es ist normal, dass mit dem Älterwerden sich auch der AMH-Wert verändert. Etwa ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Konzentration des Anti-Müller-Hormons ab. Das liegt daran, dass Du pro Zyklus mehrere hundert Eizellen „verlierst”. Zur Orientierung: Mit der Geburt verfügst Du über etwa 1-2 Millionen Eizellen. Zum Zeitpunkt der ersten Periode hat sich diese Anzahl bereits auf rund 300.000 bis 400.000 reduziert. In jedem Zyklus bilden sich mehr als 800 Eizellen neu heran, nur eine einzige steht letztendlich zur Befruchtung bereit.
Tabelle: Entwicklung der AMH Werte
Wert | Bedeutung |
1 bis 5 ng/ml | Erwartbare normale Fertilität |
5,0 bis 15,0 ng/ml | ungewöhnlich viele Eizellen; möglicher Hinweis auf PCO |
0,8 bis 1,0 ng/ml | ungewöhnlich wenige Eizellen; möglicher Hinweis auf eingeschränkte ovarielle Funktion |
< 0,1 ng/ml | Menopause |
AMH bei Kinderwunsch
Gerade bei Frauen ab 30 kann es vermehrt zu Schwierigkeiten kommen, schwanger zu werden. Einige Frauen ziehen eine künstliche Befruchtung in Erwägung, wenn das Schwangerwerden auf natürlichem Wege nicht klappt. Die Bestimmung des AMH-Werts hilft dabei, die Anzahl der reifungsfähigen Follikel im Eierstock auszumachen. Anhand des Wertes kann die Chance auf eine erfolgreiche IVF-Behandlung ermittelt werden. Wenn Du mehr zum Thema IVF lesen möchtest, schau hier vorbei >> IVF und Kinderwunsch: Ablauf, Kosten und Chancen.
Nochmals der Hinweis: Die Bestimmung des AMH-Werts ist kein allgemeiner Fruchtbarkeitstest! Er sagt nur aus, wie viele Eizellen in etwa verfügbar sind, nicht, wie qualitativ diese sind.
Besteht ein Kinderwunsch und ist der AMH-Wert niedrig, so lässt sich dieser leider nicht einfach wieder erhöhen. Aber: Fachleute können außerdem dank der Werte besser abschätzen, wie hoch die Stimulationstherapie vor der Eizellentnahme zu dosieren ist. Ist der AMH-Wert niedrig, dann wird die hormonelle Behandlung vor der Eizellentnahme höher angesetzt. Es gibt noch zu wenige Untersuchungsergebnisse dazu, aber es wird vermutet, dass die Einnahme von dem Steroidhormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) den AMH-Wert stabilisieren kann, also das Absinken des Wertes ausbremst. Dieses Hormon ist in Deutschland verschreibungspflichtig.
Darüber hinaus kann mithilfe des Anti-Müller-Hormons das Risiko für eine ovarielle Überreaktion vor der Stimulation eingeschätzt werden. Ist der AMH-Wert sowieso schon erhöht, steigt auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Du auf eine Stimulationsbehandlung mit dem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) reagierst. Untersucht man den Wert vorher, kann dies gegebenenfalls vermieden werden.
Anti-Müller-Hormon Test
Hier findest Du kurz und knapp eine Übersicht zur Durchführung des Testes und zu den Kostenfragen:
- Warum sollte man den AMH-Test bei Kinderwunsch machen?
Wie bereits schon aufgeführt, gibt der Wert des Anti-Müller-Hormons Angaben dazu, wie viele Eizellen Du noch übrig hast. Bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist das eine wichtige Info, um über weitere Schritte, wie etwa eine künstliche Befruchtung, nachzudenken. - Wie wird der AMH-Test durchgeführt?
Der Testablauf ist relativ leicht: Es wird Dir Blut abgenommen und anschließend im Labor untersucht. Das lässt Du einfach bei Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt durchführen. - Wie teuer ist der Test?
Der Test hat eine Preisspanne von 50 bis 150 Euro. Wird ein umfangreicherer Test bei Dir durchgeführt, bei dem neben dem AMH auch andere Hormone untersucht werden, steigt der Preis. - Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
In den allermeisten Fällen kannst Du die Kosten für einen AMH-Test von der Krankenkasse erstattet bekommen. Doch das gilt nur, wenn ein tatsächlich medizinischer Grund dafür vorliegt. Erkundige Dich am besten bei Deiner Krankenkasse vorher, ob und in welchem Fall die Kosten für den Test übernommen werden.
AMH und Einfrieren von Eizellen
Es gibt viele Gründe, weshalb eine Frau sich dazu entscheidet, erst später ein Kind zu bekommen — sei es eine Erkrankung oder der fehlende Partner. Aus diesem Grund lassen manche ihre Eizellen einfrieren. Hier spielt der AMH-Wert erneut eine Rolle. Er ist nämlich auch ein Indikator dafür, wie viele Eizellen Dir pro Zyklus entnommen werden könnten.
Egal, ob der Wert hoch oder niedrig ausfällt, zeigt das Ergebnis, ob das Einfrieren Deiner Eizellen eher gewinnbringend ist oder nicht. Bei dieser Interpretation sollte Dir in jedem Fall eine ärztliche Fachperson zur Seite stehen.
FAQ
Kann der AMH-Wert auch zu hoch sein?
Ja, der AMH-Wert kann auch zu hoch sein. Das ist der Fall, wenn mehr Eizellen verfügbar sind, als für das jeweilige Alter der Frau üblich ist. Das muss nicht zwingendermaßen zu Schwierigkeiten fügen, aber es hängt oftmals mit hormonellen Störungen zusammen. Beim PCO-Syndrom etwa stehen viele Eizellen bereit, diese erreichen aber oftmals nicht ein befruchtungsfähiges Stadium. Ein zu hoher AMH-Wert ist also möglich, aber nicht ideal.
Kann der AMH-Wert wieder steigen?
Nein, das Anti-Müller-Hormon zu erhöhen ist leider nicht möglich — der Eizellvorrat kann nicht wieder aufgefüllt werden. Es gibt aber Wege, um das Herabsinken des AMH-Werts mit steigendem Alter zu verlangsamen bzw stabiler zu machen. Dazu gehört vor allem das Achten auf Deine Gesundheit. Mit dem Rauchen aufhören, Deine Ernährung im Blick halten und Dich genügend zu bewegen können erste Maßnahmen darstellen, die Deinen Gesundheitszustand positiv beeinflussen können.
Welches Hormon bestimmt Fruchtbarkeit?
Es gibt mehrere Hormone, die Aufschluss über Deine Fruchtbarkeit geben können. Dazu gehören das Anti-Müller-Hormon (AMH), Follikelstimulierende Hormon (FSH), Luteinisierende Hormon (LH), Estradiol (E2), Prolaktin und Progesteron.
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